Wie man für die symptothermale Verhütung die Basaltemperatur richtig misst und den Zervixschleim im Zyklusverlauf beobachtet, habe ich euch bereits erklärt. Jetzt wollen wir mit diesen Beobachtungen auch noch verhüten! Wie das funktioniert, erkläre ich euch hier…
Grundlage der Temperaturauswertung: Bestimmen der ersten höheren Messung
Man spricht von einem Temperaturanstieg, wenn 3 aufeinander folgende Messwerte auftauchen, die höher sind als die 6 vorherigen. Die erste höhere Messung hat man also dann, wenn 6 vorherige Temperaturwerte darunter liegen. Durch den höchsten dieser 6 Werte zieht man im Zyklusblatt eine Linie, die sogenannte Cover-Line. Die nächsten beiden Werte müssen über dieser Linie liegen, wobei der dritte Wert 0,2 °C darüber liegen muss. Für diese Regel gibt es zwei Ausnahmen…
- Ausnahme 1: Ist der dritte Wert nicht 0,2 °C höher als die Cover-Line, aber ein vierter gemessener Wert immer noch über der Cover-Line, spricht man auch von einem Temperaturanstieg.
- Ausnahme 2: Wenn zwischen den drei erforderten höheren Messungen eine unter der Cover-Line liegt, ist dies nicht weiter schlimm, soweit die letzte Messung 0,2 °C über der Cover-Line liegt.
- ACHTUNG: Diese beiden Ausnahmen dürften nicht kombiniert werden!
Grundlage der Schleimauswertung: Bestimmen des Schleimhöhepunktes
Der Schleimhöhepunkt ist der letzte Tag vor dem Umschwung der individuellen Schleimqualität von „gut“ auf „schlechter“. Nach Erreichen des Schleimhöhepunkts werden noch 3 weitere Tage abgewartet. Am Abend des dritten Tages ist die Auswertung abgeschlossen, sofern die Schleimqualität sich nicht wieder verbessert. Sollte das der Fall sein, muss ein neuer Schleimhöhepunkt identifiziert werden…
- Ausnahme: Wenn vor der abgeschlossenen Temperaturauswertung, aber nach abgeschlossener Schleimauswertung wieder eine Qualitätsverbesserung auftritt, muss der Schleimhöhepunkt erneut identifiziert und ausgewertet werden.
Und nun zur Auswertung: Wie kann man mit diesen Daten verhüten?
Hat man die ganzen Daten nun bestimmt, kann man die unfruchtbare Zeit nach dem Eisprung ermitteln. Diese beginnt am Abend des dritten Tages nach dem Schleimhöhepunkt ODER am Abend des dritten Tages nach der Temperaturauswertung. Und zwar genau immer an dem Tag, der SPÄTER liegt.
Und der Trick ist: Ab diesem Tag seid ihr bis zum Zyklusende unfruchtbar! – sogar ziemlich sicher. Habt ihr richtig ausgewertet, dann ist es quasi unmöglich in dieser Zeit schwanger zu werden, da eure Eizelle für den entsprechenden Zyklus schon bereits abgestorben ist. Gleichzeitig könnt ihr ziemlich sicher eure Regelblutung vorhersagen, da eine normale Hochlage in der Regel etwa 14 bis 16 Tage dauert. Durch die regelmäßige Beobachtung erfährt man viel über seinen Zyklus und kann im Falle eines Kinderwunsches auch mögliche Problemfelder ohne viel Zeit zu verlieren ausfindig machen.
Was die Verhütung angeht ist nicht die Zeit nach dem Eisprung problematisch, sondern – und das ist auch das Risiko der symptothermalen Methode – der Zyklusanfang, der mit Einsetzen der Regelblutung beginnt. In der Anfangsphase werden hier 5 Tage als unfruchtbar angenommen. Durch lange Beobachtung und Erfahrung kann man diesen Zeitraum gegebenenfalls ausweiten (auch dafür gibt es Regeln). Aber dies ist die eigentliche Schwachstelle der natürlichen Familienplanung, denn je näher ihr mit dem ungeschützten Sex in Richtung eures Eisprungs kommt, desto eher könnt ihr schwanger werden – Wenn eurer Partner besonders gute, langlebige Spermien hat und eure Eizelle mal eher früh springt… Daher wird auch in jedem Zyklus erneut der Tag der ersten höheren Messung ermittelt. Sollte dieser Zyklustag minus 8 irgendwann mal weniger als 5 ergeben, so dürft ihr nur bis zu dem jeweiligen Zyklustag freigeben. Auch wenn ihr in den ersten 5 Tagen auf einmal eine ungewöhnlich gute Schleimqualität erkennt, dürft ihr ab dann keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr mehr haben.
Das Ganze klingt für euch jetzt vielleicht ein bisschen wie Voodoo, ist es aber nicht. Es gibt zahlreiche Hilfsmittel und ein leicht verständliches Grundlagenwerk zur symptothermalen Methode, die das Verhüten damit kinderleicht und verständlich machen. Auch in dem folgenden Video sind noch einmal in aller Ruhe die Grundlagen dargestellt. Schaut mal rein!
Foto: Manuel Findeis / shutterstock.com
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