In einem stressigen Alltag, wo die Arbeit stapelweise auf dem Schreibtisch landet, stellt sich die Frage: Wie sollen wir da noch die Zeit finden, Komplimente zu verteilen? Schließlich zeigen wir unseren Mitmenschen doch ohnehin schon auf viele Weise, dass wir sie mögen, oder? Bringen Komplimente überhaupt etwas? Diese Gedanken dürften einigen von uns nicht fremd sein. Doch ob da wirklich etwas dran ist, haben Erica Boothby und Vanessa Bohns (2020) in einer spannenden Studie genauer unter die Lupe genommen und sich die folgende Frage gestellt…

Die Studie von Boothby und Bohns basiert auf einer zuverlässigen Forschungsmethode und die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache. Sie erlauben einen aufschlussreichen Blick auf die Dynamik zwischenmenschlicher Beziehungen. Bis zu einem gewissen Grad werden unsere bisherigen Annahmen über den Effekt von Komplimenten damit auf den Kopf gestellt und wir erhalten neue Perspektiven darüber, wie wir im Alltag miteinander umgehen und aufeinander reagieren. Vielleicht könnten einige von uns damit sogar auch das ein oder andere mittelmäßige Verhalten adressieren und verändern.

Wenn Komplimente gut für uns sind, gilt das besonders in der Beziehung!

Die Indizienlage ist klar: Positive Aussagen und Komplimente fördern das Miteinander – wo ist das wichtiger als in der Partnerschaft? Gerade wenn man den gemeinsamen Alltag und die wiederkehrenden gemeinsamen Gespräche und Momente bedenkt, können uns Komplimente das ganze Leben ziemlich aufhellen! Geht man nun einen Schritt weiter und betrachtet die ziemlich enge Verbindung von guter Beziehung und gutem Sex (dazu gibt es einen ganzen Beitrag, der eine spannende Studie von McNulty et al auswertet!), könnten Komplimente ein Schlüssel zur Aufwärtsspirale sein: Mehr Glück, mehr Beziehungszufriedenheit, mehr sexuelle Zufriedenheit, mehr Sex… so bauen wir eine Brücke von „mehr Komplimente“ zu „mehr/besserem Sex“ – zumindest für mich klingt das ziemlich nice^^

Kommunikation profitiert von Komplimenten und umgekehrt – beides ist nicht immer einfach.

Wir können an den Studienergebnissen auch erkennen, dass viele Menschen zögerlich sind überhaupt Komplimente zu geben. Sie fürchten damit Gefühle zu verletzen, etwas unpassendes zu sagen, oder auch zugrückgewiesen zu werden. Damit solche Ängste verschwinden ist regelmäßige offene Kommunikation sehr wichtig. Dabei am Ball zu bleiben und sich als Paar einander zuzuwenden ist in vielen Lebenslagen wichtig, zum Beispiel auch wenn man in einer Fernbeziehung lebt, oder die Beziehung gegenüber weiteren Menschen öffnet.

Was heißt das jetzt?

Wenn die zufällig ausgewählten Personen aus der Studie nicht anders sind als alle anderen, unterschätzen auch wir wohl häufig die guten Auswirkungen, die unsere Komplimente auf unsere Mitmenschen haben können. Wahrscheinlich denken wir auch zu viel darüber nach, ob unsere Komplimente die richtigen sind, gut formuliert sind, ob es dem anderen vielleicht peinlich sein könnte usw. Jetzt haben wir aber gelernt: Wir müssen und sollten nicht an guten Aussagen und Komplimenten sparen, selbst wenn das am Anfang etwas Übung erfordert. Komplimente sind gut, schaden nicht und stärken meist die Verbindung – das gilt für die Komplimentebekommer und Komplimentegeber gleichermaßen!

Entspannt euch. Sucht nicht lange nach dem perfekten Weg, sondern wertschätzt, lobt, schmeichelt drauf los. Wahrscheinlich bringt ihr damit mehr Gutes in die Welt, als ihr euch vorstellen könnt!

Literatur

Boothby, E.J., Bohns, V.K. (2020). Why a Simple Act of Kindness Is Not as Simple as It Seems: Underestimating the Positive Impact of Our Compliments on Others. Personality and Social Psychology Bulletin, 47(5), 1-15.