Gibt es sie eigentlich? Die perfekte Beziehung? Und was ist überhaupt „perfekt“? Heißt es, dass man sich niemals streitet, niemals ein Problem oder Schwierigkeiten hat? Oder geht es darum, den Partner und seine Handlungen zu 100 % zu akzeptieren und respektieren? Ist sie perfekt, wenn man 3 mal in der Woche Sex hat oder einfach nur absolut zufrieden mit dem gemeinsamen Sex ist? Oder muss man heutzutage eine offene Beziehung haben? All diese Fragen sind gar nicht so leicht zu beantworten, aber ich gebe mein bestes!
Aus Verliebtsein wird Liebe…
All diese Fragen sind gar nicht so leicht zu beantworten. Um sie zu beantworten, gehen wir noch einmal zurück an den Anfang einer jeden Beziehung: Man lernt sich genauer kennen, beschnuppert sich, entwickelt eine große Zuneigung zu dem Partner und damit geht in der Regel auch eine starke emotionale Bindung einher. Diese Beziehungsstartphase verläuft in der Regel so, dass man sich seinem Partner gegenüber mehr und mehr öffnet. Anfangs – beginnend mit dem ersten Flirt – präsentiert man sich von seiner allerbesten Seite… immerhin möchte man sein auserwähltes Weibchen/Männchen nicht gleich wieder vergraulen. Warum also soll man direkt von all seinen Macken anfangen? Genau. Es gibt keinen Grund. Die rosarote Brille führt außerdem dazu, dass man viele potenzielle Schwierigkeiten (noch) gar nicht als solche wahrnimmt. Man ist gesteuert von einem Hormoncocktail, hat aufregenden Sex und schwebt auf Wolke 7. Ist dann eine mehr oder weniger stabile Bindung ausgeprägt, lässt dieser Hormoncocktail nach. Wie man so schön sagt: Aus Verliebtsein wird Liebe.
Konflikte bewältigen, nicht totschweigen.
Allerdings nimmt damit auch die Sensibilität für Schwierigkeiten zu. Warum lässt er/sie das dreckige Geschirr immer stehen? Was hat er/sie dagegen, dass ich Computer spiele? Warum gibt er/sie sich beim Sex nicht mehr so viel Mühe? Die jetzt auftretenden Konfliktpunkte gilt es zu bewältigen. Aber was ist die richtige Strategie? Man sagt zwar immer, man soll den Partner so akzeptieren, wie er ist… aber alle Konfliktpunkte einfach so wegzunicken und eine Egal-Haltung an den Tag zu legen, ist sicherlich nicht die richtige Lösung. Denn eine Beziehung lebt von den gegenseitigen Reaktionen: Actio – Reactio! Einige Paare scheuen aber genau diese Auseinandersetzung. Anstatt über die Differenzen zu reden, schweigen sie darüber. Sie haben Angst, durch eine gegenteilige Meinung mit ihrem Partner in Konflikt zu geraten und belassen deshalb lieber alles beim Alten. Diese Ausweichtechnik ist vielleicht konfliktvermeidend, aber verhindert auch eine gemeinsame Weiterentwicklung. Denn jede Differenz zwischen den Partnern bietet auch die Möglichkeit, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Und diese sollte man nutzen! Eine Partnerschaft lebt davon, sich seinem Gegenüber zu öffnen und ihm zu vertrauen!
Probleme und Schwierigkeiten in der Beziehung sind daher auf keinen Fall negativ zu bewerten. Im Gegenteil: Sie sind notwendig, um eine Beziehung weiterzuentwickeln! Wenn beide Partner bereit sind, gemeinsam an den Problemen zu arbeiten und diese zu bewältigen, sind es genau diese Konflikte, die eine Beziehung festigen. Absolute Grundlage für die Lösung eines Problems ist allerdings, dass sich beide Partner füreinander, für die Beziehung und für das Problem selbst interessieren. Es geht nicht darum, möglichst schnell eine oberflächliche Lösung zu finden.
Der Klassiker – Keine Lust auf Sex!
Ein typisches Beispiel: Sie hat keine Lust mehr auf Sex. Anstatt ihr Vorwürfe zu machen oder sich anderweitig umzusehen, muss man diesem Problem auf den Grund gehen. Liegt ein gesundheitliches Problem vor, z.B. eine Hormonstörung, welche die Libido reduziert? Ist ihr der Alltag/der Job/die Kinder einfach zu viel? Existieren unausgesprochene sexuelle Vorlieben, z.B. die Kontrolle abzugeben und sich fallen zu lassen? Ist der Sex langweilig geworden? Findet man sich oder den Partner nicht attraktiv genug? Wichtig ist es, nach der Ursache des Problems zu suchen. Denn nur so kann man das Problem auch effektiv behandeln. Einfach trotzdem Sex zu haben, wird die Beziehung in diesem Falle sicherlich nicht bereichern und langfristig sogar eher schaden. Die Arbeit an einem Problem erfordert Geduld. Aber wenn sich alle Beteiligten darauf einlassen, kann man es gemeinsam überwinden.
Zurück zum Anfang – Wann ist eine Beziehung perfekt?
Ist sie perfekt, wenn man niemals streitet? Auf keinen Fall. Konflikte gehören zu einer Partnerschaft dazu und sind der Grundstein dafür, um sich gemeinsam als Paar weiter zu entwickeln. Wenn man sich nicht miteinander auseinandersetzt, kommt es irgendwann zu einem großen Knall! Entweder, weil eben doch mal eine Differenz auftaucht, die man nicht einfach akzeptieren kann. Oder eben, weil man sich durch die „Ich-akzeptiere-alles-und-mir-ist-jede-Differenz-egal-Haltung“ einfach auseinandergelebt hat. Es fehlt die Spannung! Daher möchte ich jeden von euch ermutigen, Dinge, die euch beschäftigen, auch mit eurem Partner zu besprechen. Eine gute Beziehung wird dadurch bereichert. Und etwas mal nicht zu akzeptieren, heißt nicht, dass man seinen Partner nicht liebt. Es eröffnet neue Möglichkeiten, sich gemeinsam weiterzuentwickeln und das beste aus dem jeweils anderen herauszuholen. Fordern heißt auch fördern!
Wie ist es mit dem Sex? Kann ich anhand meiner Sexhäufigkeit erkennen, ob ich eine gute Beziehung habe? Die Deutschen haben im Schnitt 2-3 Mal pro Woche Sex. Wenn du und dein Partner weniger Sex haben, ist das kein Problem, solange ihr beide damit glücklich seid. Außerdem gibt es manchmal Phasen im Leben, die die Libido fast komplett zum Erliegen bringen: Die Geburt eines Kindes, Stress im Job, eine schwere Krankheit… Wichtig ist, in so einem Falle über das sich anbahnende Problem zu sprechen. Bei Hormonproblemen kann einem der Arzt helfen. Belastet einen die mangelnde gemeinsame Zeit als Paar, muss man sich Freiräume schaffen – ein Babysitter kann da zum Beispiel wahre Wunder wirken! Unausgesprochene sexuelle Wünsche sollte man auf jeden Fall ansprechen. In den meisten Fällen wird man eine Lösung finden…
Grundregel bei all diesen Gesprächen: Reden, und reden lassen! Hört einander zu, lasst den anderen ausreden. Macht kurze Pausen, um das Ausgesprochene auf euch wirken zu lassen. Sprecht vorurteilsfrei miteinander und versucht das Problem so neutral wie möglich anzugehen. Lernt, Kompromisse zu finden! Diese Grundregeln gelten für jeden Konflikt, der während eurer Partnerschaft auftritt. Nutzt diese Differenzen als Chance, um euch gemeinsam weiterzuentwickeln!
Und jetzt bin ich gespannt auf eure Erfahrungen! Wie geht ihr mit Konflikten in der Partnerschaft um? Was war eure größte Herausforderung? Ich freue mich auf euren Kommentar!
Foto: Aleksandar Mijatovic / shutterstock.com
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