Für viele Männer (und Frauen) kommt es überraschend wenn sie herausfinden: Meine Freundin schaut Pornos. Man fragt sich, ob man selbst „nicht ausreicht“, ob sie den gemeinsamen Sex langweilig findet, ob sie erwartet, dass man auch so lange Sex haben kann – alles Fragen, die sich umgekehrt auch Frauen gerne mal stellen, wenn ihr Partner viel Zeit vor Pornhub/Xvideos/usw. verbringt.
Pornos sind ein Teil unseres Lebens geworden
Fakt ist: Für eine lange Zeit waren Pornos irgendwie „schmuddelig“. Klar, das haben nicht alle so gesehen. Aber irgendwie gab es immer ein Geschmäckle wenn der Herr mittleren Alters im Trenchcoat durch den düsteren Sex-Shop oder den „ab 18“-Gang der Videothek streifte (Videotheken wurde übrigens Anfang der 80er auch schonmal vorgeworfen die westliche Kultur durch Pornos, Horror et al. zum Einsturz zu bringen). Das Internet hat vieles verändert, den Zugang und den Umgang mit Pornographie aber besonders heftig. Mit Breitbandanschlüssen (schnelles Internet/DSL) und kostenlosen Erotik-Angeboten im Internet, bei denen man schlicht „ja ich bin 18“ sagen muss, um Zugang zu bekommen, wurde die „alte Schmuddelecke“ plötzlich zu uns allen ins Wohnzimmer geholt. Wir mussten sie nur noch völlig ungestört aufsuchen.
Studien zeigen, dass insbesondere Männer dieser Möglichkeit schnell und ziemlich eifrig nachgegangen sind. Aber auch bei Frauen hat sich viel getan. Gleichberechtigung und das Hinterfragen alter Geschlechterrollen fördern einen offenen und neugierigen Umgang mit Sexualität. Medien sind dabei eine erste Anlaufstelle und Pornos können Dinge doch irgendwie handfester darstellen, als der 100. Artikel über „die besten Sexpraktiken“ in der Cosmopolitan (no offense @Cosmopolitan!).
Trotzdem sind viele Männer und auch Freundinnen immer noch irritiert wenn Frauen Pornos schauen und damit vielleicht sogar ganz offen umgehen. Schauen wir uns die Motivation für die Porno-Aktivität an und beleuchten, ob das schlimm ist und was wir als Partner/innen damit anfangen können.
Es kommt darauf an… 5 Gründe warum eure Freundin Pornos schauen könnte:
Grund 1. Neugier
Pornos ermöglichen uns mehr Menschen nackt und beim Sex zu beobachten als alle unsere Vorfahren zusammen. Das ist eine lustige Vorstellung und man ist manchmal einfach neugierig, wie die anderen Menschen „denn so Sex haben“, welche Geräusche sie machen, welche Falten ihr Gesicht wirft, wie sie auf bestimmte Aktionen reagieren und vieles mehr. Gerade Frauen sind häufig von Natur aus neugierig und schauen Pornos einfach weil es spannend ist. Das bedeutet für ihre Partner/innen erstmal nur, dass sie grundsätzlich an Sex interessiert sind und auch dem virtuellen „Zuschauen“ nicht abgeneigt sind.
Redet am besten mal zusammen über die Dinge, die in Pornos passieren. Was verblüfft euch, was ist anders, was ähnlich wie bei euch. Seht Pornos mit eurer Freundin einfach als Inspirationsquelle und als Möglichkeit Sex ganz offen wahrzunehmen und auf sich wirken zu lassen.
Grund 2. Informationen
Ähnlich wie beim ersten Punkt geht es der Frau hier darum etwas neues zu erfahren. Hier meine ich aber konkrete Infos darüber, wie bestimmte Sexpraktiken gemacht werden oder welche Dinge besonders erregend sein könnten. Es geht also primär um eine (positive) Veränderung der eigenen Sexualität. Das klingt jetzt erstmal für manche richtig toll: Meine Freundin will Pornos schauen, um genau so „krassen Sex“ zu lernen/haben.
Leider kann dabei aber auch einiges schief gehen. Der Vergleich mit der Optik, dem Sex, der (vermeintlichen) Erregung der Darsteller/innen kann dazu führen, dass man sich schlecht, minderwertig, langweilig fühlt. Das gleiche kann man auch über seine/n Partner/in denken. Außerdem entsteht vielleicht eine empfundene Verpflichtung beim Sex immer bestimmte Aktionen durchzuführen (Blowjob am Schluss bspw), oder sehr offensiv die eigene Erregung zu demonstrieren.
In Pornos als Infomaterial steckt also einiger Sprengstoff, den ihr für eure Freundin aber entschärfen könnt. Sprecht auch hier offen miteinander. Stellt sicher, dass sich eure Freundin durch die Pornos nicht unter Druck setzt und die gesehenen Informationen eher als „Inspiration“ gesehen werden. Ein fertig umsetzbares Script für den eigenen Sex sind Pornos meist nicht.
Grund 3. Erregung
Neben dem ganzen „mal gucken“ oder „was lernen“ schauen auch Frauen häufig Pornos um sich sexuell zu erregen, nicht zuletzt bei oder vor der Selbstbefriedigung. Das ist eigentlich weitgehend unproblematisch. Allerdings sollte man (genau wie wenn Männer Pornos schauen) die potentiellen Probleme aus dem vorherigen Punkt zumindest auf dem Schirm haben. Auch wenn man nicht bewusst vergleicht, können Pornos die eigene Wahrnehmung von Sexualität und des Partners/der Partnerin verändern.
Manche Paare schauen auch zusammen Pornos vor/während dem Sex, um sich gemeinsam zu erregen, dabei vielleicht sogar gegenseitig zu berühren etc. – das ist natürlich alles erlaubt und eher eine positive Interpretation von Pornokonsum!
Grund 4. Unterhaltung
Für manche Männer vielleicht kaum denkbar, aber wahr: Einige Frauen schauen Pornos manchmal komplett „unsexuell“. Sie suchen also weder nach spannenden Sexneuheiten, noch wollen sie was lernen, noch sind sie gerade richtig scharf. Stattdessen dienen Pornos eher der Unterhaltung, ähnlich einer Tierdoku. Dieses Verhalten ähnelt vielleicht am ehesten der „Neugier“, nur ohne selbst dabei ein sexuelles Mindset zu haben. Die genannten Schwierigkeiten durch Pornokonsum können zwar hier auch auftreten, es ist aber verhältnismäßig unwahrscheinlich.
Falls ihr selbst Pornos auch einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen könnt, schaut doch mal zusammen mit eurer Freundin einen Porno, esst etwas Popcorn und kommentiert, lacht, spinnt was das Zeug hält!
Grund 5. Unzufriedenheit
Tja, auch das muss gesagt werden: Menschen, auch Frauen, schauen Pornos nicht nur der Pornos wegen, sondern auch um Dinge indirekt zu mitzuerleben, die ihnen im eigenen Sexleben fehlen. Natürlich kann man das umdrehen und fragen, ob die Dinge vielleicht gerade deshalb vermisst werden, weil sie in Pornos so häufig vorkommen. Dieses Henne-Ei-Problem ist aber nicht wirklich zu lösen.
Es ist auch am Ende egal was zuerst da war, denn die „vermissten Aspekte“ des Sexlebens scheinen ja in jedem Fall erregend empfunden zu werden. Hier ist es am besten nicht direkt mit der Tür ins Haus zu fallen und zu fragen: Schaust du Pornos weil unser Sex so schlecht/selten/langweilig ist? — Stattdessen sollte man eher einfühlsam nachfragen, ob in den Pornos Dinge gezeigt werden, die als interessant und erregend empfunden werden. Daraus können dann Inspirationen für die eigene Sexualität werden und letztlich wird es sexuell für alle Beteiligten spannender und befriedigender.
Seid offen und habt Spaß zusammen!
Man kann es schon erahnen: Wenn eure Freundin Pornos schaut ist das erstmal nichts schlimmes. Damit es auch dabei bleibt ist es in diesem Kontext besonders wichtig offen miteinander zu sprechen. Die Beschäftigung mit erotischen Inhalten kann eine Bereicherung sein, wenn man sich darauf einlässt. Dabei sollte man sich der potentiellen Wirkung, die solche Medien auf einen haben können, bewusst bleiben. So können oft die „schlimmsten“ Effekte bereits vermieden werden (insbesondere ein unbewusster Vergleich mit anderen führt häufig zu Problemen). Also, schaut ruhig getrennt und auch zusammen Pornos wenn ihr möchtet, behaltet dabei immer einander im Kopf und seid geduldig, einfühlsam und verständnisvoll (wobei zusammen Pornos schauen eine besonders gute Idee zu sein scheint).
So viel von mir, was denkt ihr? Habt ihr schwierige oder lustige oder großartige Erfahrungen mit portoschauenden Freundinnen? Habt ihr eine völlig andere Meinung zu einem der Punkte? Ran an die Kommentare!!
Foto: GaudiLab / shutterstock.com
cooler Beitrag! Meine Freundin schaut öfter mal Pornos, ich find’s aber ok. manchmal reden wir danach drüber und sie erzählt mir was sie gut gefunden hat.
LG
Rico