Kommunikation in der Beziehung verbessern (+ Übungen)

von | Feb 22, 2024 | Leserfragen

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Kommunikation kann zu einer Herausforderung werden, so viel steht fest. Gerade in Partnerschaften können sich Kommunikationsprobleme oft einschleichen, wenn bestimmte Muster etabliert werden oder wenn sich die Bedürfnisse und Erwartungen der Partner im Laufe der Zeit ändern.

Ich werde oft gefragt, was denn gute Kommunikation ist. Nun, dazu gibt es eine Lehrbuchmeinung, die ich euch kurz vorstellen möchte. Warum die Antwort darauf aber komplexer ist, erkläre ich euch gleich. Zunächst zu den klassischen Grundlagen einer guten Kommunikation.

Schema gute Kommunikation und Kommunikation in der Partnerschaft

Warum das nicht immer die Antwort ist…
… oder vielleicht eher, warum das nicht in so einfache Worte zu fassen ist.

Aus meiner eigenen Erfahrung muss ich sagen, dass jedes Paar für sich auch seine eigenen Wege finden kann – und muss. Aus objektiver Sicht sind die oben genannten Punkte optimal für eine gute Kommunikation – und zwar in jeder Lage und nicht nur in einer Partnerschaft. Aber es kann vorkommen, dass man anfängt das Ganze zu sehr zu überdenken und plötzlich kleine Eigenheiten, sich zu necken (und zu lieben) als schlechte Kommunikation wahrnimmt und sich deshalb auch schlecht fühlt. Die Frage ist aber vielmehr, was ihr subjektiv empfinden. Außenstehende können eure Kommunikation noch so komisch und abgefahren finden und den Kopf schütteln – wenn es euch gut damit geht, ist das in Ordnung. Dann ist es eure Sprache. Vielleicht ist SIE manchmal echt mies, wenn sie ihre Tage hat – ER nimmt sie aber trotzdem in den Arm und knuddelt sie, weil er zwischen den Zeilen lesen kann und sich entscheiden kann, ob ER sich dadurch jetzt angegriffen fühlt oder sieht, dass SIE gerade in einer schwierigen Lage ist. War das in dem Moment eine klare Aussage oder respektvoll? Wahrscheinlich nicht. Gehen trotzdem beide etwas positiver und verbundener aus der Situation raus? Gut möglich. Bleibt einfach ehrlich euch und euren Emotionen gegenüber und findet euren Weg.

So, nun möchte ich aber endlich ein paar Worte darüber verlieren, was man denn nun machen kann, wenn sich bei euch wirklich Kommunikationsprobleme eingeschlichen haben und es definitiv nicht ein vorrübergehender Sturm oder eine liebevolle Art zu necken ist. Denn manchmal entsteht daraus eine Abwärtsspirale und wir umso mehr daran arbeiten, wenn wir unsere Beziehung retten wollen. Daher hier nun einige Tipps, wie ihr als Paar mit Kommunikationsproblemen umgehen könnt.

So könnt ihr eure Kommunikation verbessern (+ Übungen)

Kurz vorweg. Ich würde euch raten, diese Liste durchzulesen und zu überlegen, welche der genannten Punkte eure größten Baustellen sind. Dann könnt ihr versuchen, die entsprechenden Übungen in euren Alltag einzubauen und nach und nach Kommunikationsmeister werden. Und nicht vergessen: Veränderungen brauchen Zeit. Seid also nicht zu streng mit euch und arbeit gemeinsam an dieser Grundlage eurer Partnerschaft.

Aktives Zuhören

Aktives Zuhören bedeutet, euch bewusst auf das Gesagte eures Partners zu konzentrieren. Vermeidet es, während des Sprechens des anderen zu unterbrechen, und versucht wirklich zu verstehen, was er oder sie mitteilen möchte. Wiederholt gegebenenfalls, um sicherzustellen, dass ihr den Inhalt richtig verstanden habt.

Übung. Setzt euch täglich für 10 Minuten zusammen und übt aktives Zuhören. Einer von euch spricht über ein beliebiges Thema, während der andere aufmerksam zuhört. Der Zuhörende wiederholt dann in eigenen Worten, was der Sprecher gesagt hat, und gibt Feedback dazu. Dies fördert nicht nur das aktive Zuhören, sondern zeigt auch, dass ihr die Perspektive eures Partners verstehen wollt.

Konfliktlösung ohne Vorwürfe

Konflikte sind normal, aber es ist wichtig, konstruktive Wege zur Lösung zu finden. Vermeidet Schuldzuweisungen und konzentriert euch stattdessen auf das Problem. Verwendet „Ich“-Aussagen, um eure eigenen Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, ohne den Partner anzugreifen.

Übung. Führt eine „Ich“-Aussagen-Session durch. Diskutiert über ein aktuelles Anliegen, aber formuliert alle Aussagen in der ersten Person (z.B., „Ich fühle mich, wenn…“). Dies hilft, den Fokus auf Gefühle und Bedürfnisse zu lenken, anstatt Schuld zuzuweisen. Gebt euch dabei gegenseitig konstruktives Feedback.

Klare Kommunikation

Verwendet klare und präzise Sprache, um Missverständnisse zu vermeiden. Vermeidet Annahmen und versucht, eure Gedanken so klar wie möglich zu artikulieren. Dies beinhaltet auch das Vermeiden von Übergeneralisierungen und das Fokussieren auf konkrete Beispiele.

Übung. Spielt das „Klarheits-Spiel“. Wählt abwechselnd Themen aus, über die ihr sprechen möchtet. Der Sprecher formuliert eine Aussage, und der andere Partner fragt solange nach, bis die Aussage klar und präzise ist. Zum Beispiel könnte es um Bedürfnisse, Wünsche oder Erwartungen gehen. Diese spielerische Übung fördert das Bewusstsein für klare Kommunikation.

Positive Kommunikationsmuster fördern

Lobt euch gegenseitig für positive Verhaltensweisen. Positive Verstärkung stärkt die Beziehung. Achtet darauf, positive Dinge zu betonen und dankt einander für unterstützendes Verhalten.

Übung. Startet jeden Morgen mit einer positiven Notiz. Schreibt euch gegenseitig kurze Nachrichten, in denen ihr etwas Positives erwähnt, das euer Partner am Vortag getan hat. Dies kann eine einfache Geste oder eine unterstützende Handlung sein. Diese kleinen Gesten fördern die Wertschätzung und schaffen eine positive Atmosphäre. Ein leichter Ansatz für mehr gute Worte und Komplimente im Alltag sind zum Beispiel unsere Good Vibes. Gerade dann, wenn man festgefahrene Kommunikationsmuster aufbrechen will, können sie wahre Wunder wirken.

Offenes Gespräch führen

Plant bewusst Zeit für ein offenes Gespräch ein, ohne Ablenkungen oder Störungen. Dies kann ein strukturiertes Gespräch sein, bei dem beide Partner die Gelegenheit haben, ohne Unterbrechungen über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen.

Übung. Plant jeden Samstagabend einen „Date-Abend“ ein. Schafft eine gemütliche Atmosphäre mit Kerzenlicht oder anderen Elementen, die euch beiden gefallen. Setzt euch bewusst ohne Ablenkungen hin und wählt Gesprächsthemen, die ihr beide vorher ausgewählt habt. Es könnte um Träume, Erlebnisse der Woche oder gemeinsame Ziele gehen.

Gemeinsame Lösungen suchen

Anstatt sich auf die Unterschiede zu konzentrieren, sucht gemeinsam nach Lösungen, die für beide akzeptabel sind. Dies erfordert möglicherweise Kompromisse, aber das Ziel ist es, eine positive und unterstützende Lösung zu finden.

Übung. Setzt euch bewusst mit einem aktuellen Problem auseinander und erstellt eine „Lösungsliste“. Jeder von euch schreibt Ideen auf, wie das Problem gelöst werden könnte. Setzt euch dann zusammen und diskutiert die Vor- und Nachteile jeder Idee. Arbeitet gemeinsam daran, eine Lösung zu finden, die für beide akzeptabel ist. Eure gemeinsame Reflexionsfähigkeit könnt ihr auch mit diesem kleinen Review-Bogen trainieren. Eigentlich ist er für einen gemeinsamen Jahresrückblick gedacht, aber er kann ohne Probleme auch für einen Monatsrückblick verwendet werden. Probiert es aus!

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Ein Beispiel

aktives Zuhören – klare Kommunikation – ohne Vorwürfe – positive Kommunikation fördern – offen sein – gemeinsame Lösungssuche

Partner A: Ich habe bemerkt, dass es in letzter Zeit Schwierigkeiten in unserer Kommunikation gab, und ich denke, es wäre hilfreich, darüber zu sprechen.

Partner B: Ich schätze deine Offenheit. Worüber genau möchtest du sprechen?

Partner A: Es geht um die Art und Weise, wie wir miteinander reden. Ich habe das Gefühl, dass bestimmte Aussagen missverstanden werden könnten, und ich möchte sicherstellen, dass wir klar und respektvoll miteinander kommunizieren.

Partner B: Ich verstehe. Kannst du ein konkretes Beispiel nennen, damit ich besser nachvollziehen kann, worauf du hinauswillst?

Partner A: Ein Beispiel wäre, als ich das letzte Mal von meinem Arbeitstag erzählt habe. Ich habe das Gefühl, dass meine Gefühle dabei nicht richtig verstanden wurden.

Partner B: Danke, dass du das teilst. Ich möchte wirklich verstehen, wie du dich fühlst. Wie können wir sicherstellen, dass unsere Kommunikation klarer und respektvoller wird?

Wer noch mehr Beispiele sucht, kann mal bei Anna und Tom vorbeischauen. An ihrem Beispiel hatte ich euch bereits vorgestellt, wie schwierige Kommunikationsmuster aussehen können und wie man sie zu guten verändern kann. Aber nun zurück zu den Tipps, jetzt wird es etwas allgemeiner.

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Selbstreflexion

Jeder Partner sollte sich selbst kritisch hinterfragen und überlegen, welche Kommunikationsmuster oder Verhaltensweisen möglicherweise zu Problemen in der Beziehung beitragen. Es könnte hilfreich sein, sich zu fragen, wie man selbst kommuniziert, welche Erwartungen man hat und wie man auf Konflikte reagiert.

Übung. Richtet euch eine ruhige Ecke in eurem Zuhause ein, wo ihr euch für die Selbstreflexion zurückziehen könnt. Setzt euch regelmäßig, vielleicht einmal pro Woche, an diesen Ort und nehmt euch Zeit, um über eure Gedanken und Gefühle nachzudenken. Schreibt in einem Tagebuch auf, was ihr erlebt habt, wie ihr euch dabei gefühlt habt und welche Erkenntnisse ihr gewonnen habt. Reflektiert auch, wie eure Vergangenheit eure Reaktionen beeinflussen könnte.

Geduld und Ausdauer

Veränderungen brauchen Zeit. Seid geduldig und zeigt Ausdauer bei der Bemühung, die Kommunikation zu verbessern. Es ist normal, dass es eine Weile dauert, bis neue Gewohnheiten etabliert sind und positive Veränderungen in der Beziehung spürbar werden.

Übung. Erstellt gemeinsam eine „Erfolgsliste“. Notiert kleine Fortschritte und positive Veränderungen in eurer Kommunikation. Überprüft diese Liste regelmäßig, um die erreichten Ziele zu erkennen und euch gemeinsam darüber zu freuen. Dies hilft, die Motivation aufrechtzuerhalten. Setzt euch realistische Meilensteine und feiert gemeinsam die Fortschritte, auch wenn sie klein erscheinen. Auf diese Weise trainiert ihr auch positive Kommunikationsmuster. Gerade wenn die Kommunikation miteinander festgefahren ist, kann das Lernen etwas Zeit benötigen.

Gemeinsame Aktivitäten

Gemeinsame Aktivitäten können dazu beitragen, die emotionale Verbindung zu stärken. Findet Zeit für gemeinsame Unternehmungen oder einfach nur für gemeinsames Entspannen, um die Beziehung zu vertiefen.

Übung. Erstellt eine „Gemeinsame Aktivitäten-Liste“. Jeder von euch trägt Aktivitäten oder Hobbys ein, die er gerne gemeinsam erleben würde. Wählt regelmäßig etwas von der Liste aus und plant bewusst Zeit dafür ein. Dies stärkt nicht nur die Verbindung, sondern schafft auch gemeinsame Erinnerungen. Fachlich nennt man das Ganze Self-Expansion und diese ist erwiesenermaßen gut für die partnerschaftliche Bindung. Um auch kleine, besondere Momente häufiger im Alltag zu platzieren haben wir Stick Together entwickelt. Das sind kleine Haftnotizen für Paare, die gemeinsame Erlebnisse, liebe Gesten und die Aufmerksamkeit für die gegenseitigen Bedürfnisse fördern.

Und jetzt?

Jetzt ist Handeln angesagt. Allerdings erfordert die Umsetzung dieser Schritte Engagement und Mitarbeit von beiden Partnern – ihr müsste bereit sein, aktiv zur Verbesserung der Kommunikation beizutragen. Und alle, die von solchen Problemen nicht oder nur wenig betroffen sind, kann ich nur ans Herz legen, trotzdem mal in diese Richtung zu investieren. Mehr Gutes zu haben kann schließlich auch nicht schaden, oder? Ich arbeite auch gerade an ein paar Materialien mit konkreten Übungen, mit denen ihr eure Kommunikation verbessern könnte. Die werde ich dann bald hier verlinken. Bis dahin könnt ihr zum Beispiel mal bei den 36 Fragen zum Verlieben vorbeischauen, die euch ein paar innige und verbindende Gespräche versprechen. Ich wünsche euch viel Erfolg auf dieser Reise und freue mich auf eure Rückmeldungen.

Welche Erfahrung habt ihr mit schwieriger Kommunikation – und was hat euch geholfen, aus diesen Mustern auszubrechen?

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