Heute wird es etwas theoretisch, dafür aber umso informativer! Es wird um Gleitgel gehen, genau genommen wasserbasiertes Gleitgel. Ich habe viel für euch recherchiert, nachgelesen und aufbereitet und musste feststellen: Man lernt nie aus. Die Recherchen lieferten einige AHA-Momente für mich, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Ihr hattet bisher Probleme mit Gleitgel? Es hat gereizt, führte zu Rötungen, brannte? Ihr fragt euch, ob euer Gleitgel bodysafe ist und was das mit dem Kinderwunsch zu tun hat? Oder mit sexuell übertragbaren Krankheiten? Das erfahrt ihr jetzt.
Diesen Blogpost hier wollte ich schon länger schreiben, hatte aber noch keine Zeit für die ausführlichen Recherchen dazu gefunden. In den letzten Tagen habe ich meine Diss aber mal kurz zur Seite gelegt (#Prokastination) und mich an die Arbeit gemacht (Update März 2023. Meine Diss ist endlich fertig. Ich bin jetzt Doktorin der Psychologie und habe erfolgreich ein Modell entwickelt, mit dem die sexuelle Zufriedenheit von Frauen verbessert werden kann.) Ich bin ein ganz großer Fan von Gleitgel und möchte jeden dazu ermutigen, es zu benutzen. Und doch haben mich meine Recherchen etwas verunsichert… Stichwort: BODYSAFE.
Erinnert ihr euch noch an meinen Blogpost über verschiedene Gleitgeltypen? Silikon- vs. Wasserbasiert? Die wichtigsten Erkenntnisse fasse ich euch hier noch einmal kurz zusammen.
Silikonbasiertes Gleitgel
PRO
- fühlt sich sehr rutschig und geschmeidig an
- sehr langanhaltend
- super ergiebig
- allergiearm/hypoallergen, verursacht seltener Hautreizungen
- hinterlässt ein seidiges Hautgefühl
CONTRA
- kann mit anderen Silikonprodukten reagieren und sollte nicht mit Toys, Diaphragmen etc. aus Silikon benutzt werden (mit Ausnahmen)
- teurer als wasserbasierte Produkte, dafür aber auch ergiebiger
Generell sind silikonbasierte Gleitgele meiner Meinung nach die bessere Wahl, da bei ihnen viel weniger schief gehen kann – nach diesem Blogpost werdet ihr die Aussage besser verstehen. Sie sind hypoallergen, enthalten daher selten potentiell reizende Inhaltsstoffe und sind extrem ergiebig und kleben nicht! Wenn man ein Silikontoy benutzen möchte, kann man dieses einfach mit einem Kondom schützen.
Problematisch wird es bei wasserbasierten Gleitgelen. Diese müssen konserviert werden und enthalten je nach Hersteller und Produkt verschiedene Inhaltsstoffe, die reizend sein können. Die PROs und CONs für wasserbasiertes Gleitgel sehen daher folgendermaßen aus.
Wasserbasiertes Gleitgel
PRO
- ist vergleichbar mit dem „natürlichen“ Gefühl von Feuchtigkeit (solange es nicht eingezogen ist)
- günstiger und eine große Auswahl
- kompatibel mit allen Toys und Materialien
- lässt sich leicht abwaschen
CONTRA
- viele Produkte ziehen schnell ein und hinterlassen ein klebriges Gefühl
- führt häufiger zu Reizungen, Rötungen und einem unangenehmen Gefühl
- man muss genauer auf die Inhaltsstoffe achten, um ein gutes (bodysafe) Produkt auszuwählen
Soweit so gut. Wer lieber wasserbasiertes Gleitgel benutzt, sollte sich mit den Inhaltsstoffen der Produkte vertraut machen – warum, werdet ihr gleich verstehen. Und jetzt geht’s los mit den in-depth-Nerd-Infos zu gutem (bodysafe) wasserbasiertem Gleitgel. Denn schließlich möchte niemand etwas benutzen, das dem Körper schaden kann, die Scheidenflora durcheinander bringt oder Allergien hervorruft, richtig? Bereit? Los gehts! Schauen wir zunächst einmal auf die zwei wichtigsten (und zugleich problematischsten) Eigenschaften von wasserbasiertem Gleitgel: pH-Wert und osmotische Konzentration.
Wie finde ich ein gutes Gleitgel auf Wasserbasis?
Der pH-Wert…
Der pH-Wert gibt an, wie sauer oder basisch eine Substanz ist und reicht von 0 (sehr sauer) über 7 (neutral) bis hin zu 14 (sehr basisch). Typische Beispiele aus dem Chemieunterricht für einen besonders niedrigen pH-Wert sind Salzssäure, aber auch Essigessenz oder Zitronensaft, für einen besonders hohen hingegen Natronlauge, Seife, aber auch Rohrreiniger.
Und was hat das jetzt mit Gleitgel zu tun? (Ich denke, jedem wird sofort klar, warum der pH-Wert wichtig ist. Dafür muss man sich nur kurz vorstellen, man würde Zitronensaft als Gleitmittel benutzen.) Der pH-Wert der Scheide ist im leicht sauren Bereich und hängt unter anderem von der Konzentration der weiblichen Geschlechthormonen ab. Deshalb schwankt er im Zyklusverlauf und ist auch nach den Wechseljahren anders. Die saure Scheidenflora trägt dazu bei, Keime abzuwehren. Bei einen höheren Östrogenlevel ist die Scheidenflora saurer und bietet einen Schutz vor verschiedenen Keimen. Mit der Veränderung des Östrogenspiegels im Laufe des Zyklus steigt der pH-Wert und die Keimbarriere nimmt ab. Während des Zyklus kann der vaginale pH-Wert dadurch gut und gerne zwischen 3.5 und 5.5 schwanken. Alles cool, alles normal. Einige Frauen neigen aber aus diesem Grund in bestimmten Zyklusphasen – wenn der pH-Wert höher/basischer wird – zu immer wiederkehrenden Probleme mit Infektionen. Nach den Wechseljahren steigt der pH-Wert auf etwa 6 bis 7, weshalb Frauen in der Menopause öfter zu Infektionen neigen, da der natürliche Schutzmantel gegen Keime abnimmt. Wenn mich nicht alles täuscht, müsste das auch für hormonelle Verhütungsmittel ohne Östrogene gelten (z.B. die Minipille), die die Scheidenflora negativ beeinflussen können. Es gibt Frauen, denen macht das überhaupt nichts aus. Andere haben mit ständig wiederkehrenden Infektionen zu kämpfen.
Aber zurück zum Gleitgel. Wenn ein Gleitgel deutlich saurer als der körpereigene pH-Wert ist, kann dies zu Brennen und unangenehmen Empfindungen führen. Ist der pH-Wert zu hoch, können die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht geraten und Infektionen begünstigt werden. Die Wahl eines Gleitgels nahe am körpereigenen pH-Wert ist daher sinnvoll, um solche Irritationen zu vermeiden.
Übrigens: Der Analbereich hat einen pH-Wert von 6 bis 7 und weicht damit von der Scheidenflora ab (vor den Wechseljahren). Daher kann es Sinn machen, hier ein extra darauf abgestimmtes Gleitmittel zu verwenden. Habt ihr einen eher hohen pH-Wert in der Scheidenflora, und das Analgleitmittel einen vergleichsweise niedrigen, kann es gegebenenfalls auch für die Scheide verwendet werden. Wenn ihr aber einen eher geringen pH-Wert habt, könnte das zu Irritationen führen. Ich persönlich hatte das bisher nicht wirklich getrennt und auch noch keine (spürbaren) Probleme mit Analgleitmittel im Vaginalbereich – aber Körper sind verschieden!
Die Osmotische Konzentration…
Osmo-WAT?! Ganz „einfach“ ausgedrückt gibt die osmotische Konzentration an, wieviele osmotisch aktive gelöste Teilchen in einer Flüssigkeit sind. Und was heißt das jetzt? Nun, es ist eine physikalische Eigenschaft, dass sich gelösten Teilchen in einer Flüssigkeit mit der Zeit gleichmäßig verteilen. Angenommen ihr tropft etwas Zuckerlösung in ein Becken mit Wasser. Am Anfang wird die Zuckerlösung nur an der Eintropfstelle sein. Mit der Zeit verteilen sich die Zuckerteilchen aber im gesamten Wasser. Eine Flüssigkeit mit ganz vielen Zuckerteilchen hat eine hohe osmotische Konzentration, mit ganz wenigen eine niedrige. Werden zwei Flüssigkeiten mit unterschiedlicher osmotischer Konzentration zusammengekippt, verteilen sich die Zuckerteilchen mit der Zeit gleichmäßig im Wasser.
Und wieder die Frage: Was hat das jetzt mit Gleitgel zu tun? (Ich war überrascht, wieviel! Also lest weiter!) Hier kommt unsere Schleimhaut bzw. unsere Zellen ins Spiel. Unser Zellinneres hat (einfach ausgedrückt) eine bestimmte Konzentration an gelösten Teilchen. Das benutzte Gleitgel auch – abhängig von den verwendeten Inhaltsstoffen unterschiedlich viele! Wenn jetzt Gleitgel auf die Schleimhautzellen trifft, möchte sich auch hier die Konzentration der beiden Flüssigkeiten ausgleichen. Anders als in unserem Wasserbecken von eben, haben wir jetzt aber eine Zellmembran als Barriere dazwischen. Daher können sich die gelösten Teilchen nicht einfach bewegen. Was sich aber bewegen kann, ist die Flüssigkeit. Es wird folglich nur die Flüssigkeit ausgetauscht, bis die Konzentration der Teilchen im Gleitgel und den Zellen gleich ist – ganz ohne dass die Teilchen wandern. Ich habe das für euch mal im Titelbild zusammengefasst, das ich euch hier noch einmal zeigen möchte. Was passiert?
- Wenn das Gleitgel eine höhere osmotische Konzentration hat als die Schleimhautzellen (viele gelöste Teilchen), wandert Flüssigkeit aus den Zellen hinaus in das Gleitgel. Die Zellen trocknen aus, werden irritiert und anfälliger für Infektionen.
- Wenn das Gleitgel eine niedrigere osmotische Konzentration hat (wenig gelöste Teilchen), wandert Flüssigkeit in die Zellen hinein. Die Zellen schwellen an und können platzen und kleine Mikroverletzungen hinterlassen. Gleichzeitig können unter Umständen Spermien getötet werden, was natürlich mäßig optimal ist, wenn man einen Kinderwunsch hat.
Weicht die osmotische Konzentration vom benutzten Gleitgel stark von der Schleimhaut ab, kann es zu unangenehmen Reaktionen kommen. Die Scheidenflora hat eine osmotische Konzentration von etwa 260 bis 290 mOsm/kg, das gleiche gilt für die Zellschicht im Analbereich. Ein gutes Gleitgel weicht kaum davon ab. Aber was heiß kaum? Naja, bestenfalls hätte ein gutes Gleitgel eine osmotische Konzentration von etwa 270 mOsm/kg. Mit einem kurzen Blick auf das abgebildete Diagramm seht ihr aber, dass es fast keine guten Gleitgele gibt. Die WHO [2] (Ja, auch die hat sich damit beschäftigt.) hat als Richtlinie angegeben, dass die osmotische Konzentration eines bodysafen Gleitgels zwischen 32 und 380 mOsm/kg sein sollte. Gleichzeitig stellten sie auch fest, dass damit fast alle Produkte im Handel nicht infrage kommen und erweitern diese Grenze auf 1200 mOsm/kg, die als gerade noch akzeptabel gelten. Daher auch die (*) in den Abbildungen. Weniger als 380 mOsm/kg wäre ideal, 1200 mOsm/kg geht aber zur Not auch.
Wie ihr in der Abbildung seht, ändert sich dadurch aber nicht soooo viel, da auch diese Grenze von den meisten Gleitgelen überschritten wird. Ganz übel haben einige Gleitgele vom amerikanischen Markt abgeschnitten, wie das Warming Jelly von KY (10.300 mOsm/kg) oder Astroglide Liquid (8064 mOsm/kg). Verschiedene Durex Produkte liegen bei etwa 1300 mOsm/kg bis 1500 mOsm/kg– immernoch viermal so hoch wie es eigentlich „perfekt“ wäre. Wer noch tiefer in die Materie einsteigen will, der kann sich gerne durch die verschiedenen Studien klicken, die ich im nächsten Abschnitt aufführe. Dort findet ihr nicht nur die Tabellen mit den osmotischen Konzentrationen und pH-Werten, sondern auch mikroskopische Aufnahmen von Zellschädigungen durch Gleitgel. Besonders schlimm hat es Astroglide getroffen (hierzulande nicht zu kaufen), in deren Gleitgel man sogar Substanzen gefunden hat, die die Infektionsrate mit sexuell übertragbaren Krankheiten erhöhen [1]. Ich habe euch auch die Infodatei von Smitten Kitten verlinkt (Toyshop aus den USA), die ich auch für diesen Blogpost hier benutzt habe.
Du willst noch tiefer eintauchen?
Hier habe ich euch ein paar wissenschaftliche Artikel zusammengestellt, die sich mit Gleitgel und den möglichen Auswirkungen beschäftigt haben. Wer wissen will, welches Gleitgel nun empfehlenswert ist, der scrollt einfach weiter.
[1] Begay O, Jean-Pierre N, Abraham CJ, Chudolij A, Seidor S, Rodriguez A, et al. Identification of Personal Lubricants That Can Cause Rectal Epithelial Cell Damage and Enhance HIV Type 1 Replication in Vitro. AIDS Res Hum Retroviruses 2011;27:1019–24. [2] World Health Organization. Use and procurement of additional lubricants for male and female condoms: WHO/UNFPA/FHI360 advisory note 2012. [3] Edwards D, Panay N. Treating vulvovaginal atrophy/genitourinary syndrome of menopause: How important is vaginal lubricant and moisturizer composition? Climacteric 2016;19:151–61. [4] Ayehunie S, Wang Y-Y, Landry T, Bogojevic S, Cone RA. Hyperosmolal vaginal lubricants markedly reduce epithelial barrier properties in a three-dimensional vaginal epithelium model. Toxicol Reports 2018;5:134–40. [5] Dezzutti CS, Brown ER, Moncla B, Russo J, Cost M, Wang L, et al. Is Wetter Better? An Evaluation of Over-the-Counter Personal Lubricants for Safety and Anti-HIV-1 Activity. PLoS One 2012;7:e48328. [6] Wilkinson EM, Łaniewski P, Herbst-Kralovetz MM, Brotman RM. Personal and Clinical Vaginal Lubricants: Impact on Local Vaginal Microenvironment and Implications for Epithelial Cell Host Response and Barrier Function. J Infect Dis 2019;220:2009–18.
Ein Leitfaden – Diese Inhaltsstoffe solltet ihr meiden…
Für die wenigsten Produkte ist die osmotische Konzentration bekannt. Was man aber weiß, ist, dass typische Bestandteile wie Glycerin und Propylene Glycol die Hauptverursacher für zu hohe osmotische Konzentrationen sind. Wollt ihr also darauf achten, solltet ihr schauen, dass diese beiden Inhaltsstoffe nicht unter den ersten drei genannten sind. Und hier noch einmal ein paar Details.
Glycerin: Produkte mit Gylcerin haben eine höhere osmotische Konezentration – besonders dann, wenn es zu den ersten drei Inhaltsstoffen gehört. Gylcerin steht außerdem in Verbidung mit häufigeren Pilzinfektionen.
Propylene Glycol: Auch Produkte mit Propylen Glycol haben eine höhere osmotische Konezentration – auch hier besonders dann, wenn es zu den ersten drei Inhaltsstoffen gehört. Propylen Gylcol wird in Verbindung mit häufigeren bakteriellen Infektionen gebracht und gilt als Sensibilisator (siehe unten).
Zucker: Erhöht die osmotische Konzentration und begünstigt Pilzinfektionen, sodass das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora beeinträchtigt wird. Beispiele sind Gluucose, Honig oder Maltodextrin. Außerdem führt es zu einem klebrigen Effekt beim Trocknen des Gleitgels.
Auch nicht gut sind…
Petroleum: Begünstigt die Ausbreitung von Bakterien und bleibt lange im Körper, sodass die natürliche Scheidenflora geschädigt wird.
Nonoxynol 9: Ein Wirksoff, der zum Abtöten von Spermien in einigen Vaginalzäpfchen und -gelen verwendet wird – sogenannte chemische Vehrütungsmittel. Er verändert die Durchlässigkeit der Zellmembranen und greift auch die gesunde Bakterienflora an, sodass diese aus dem Gleichgewicht geraten kann. Die Veränderungen erhöhen sogar die Wahrscheinlichkeit für Infektionen bis 24 Stunden nach der Anwendung.
Benzocaine: Ein betäubender Inhaltsstoff, der auch zu Hautirritationen führen kann. Grundsätzlich sind betäubende Inhaltsstoffe meiner Meinung nach nicht zu empfehlen, es sollte lieber auf das individuelle Körpergefühl geachtet werden.
Polyquaternium-15: Ein Konservierungsstoff, der jedoch die virale Aktivität erhöhen kann und daher nicht benutzt werden sollte, wenn der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten von Bedeutung ist. Hiermit wurde Astroglide berühmt, siehe Studie [1].
Senibilatoren: Inhaltsstoffe, die bei regelmäßiger Anwendung zu allergischen Reaktionen führen können. Besonders wichtig für Personen, die empfindlich auf Kosmetika reagieren. Einige Beispiele sind Paraben, Sodium Hydroxid, Potassium Sorbate, Benzyl Alcohol, Citric Acid, Butylene Glycol, Ethylen, Sulfate, Glycole, PEGs, ätherische Öle.
Muss ich jetzt mein Gleitmittel wegwerfen?
Nein, natürlich nicht. Oder eher, das kommt drauf an! Ich habe selbst schon super viel Gleitmittel benutzt, das nicht all diesen Anforderungen gerecht wurde – darunter ja auch Produkte von BIOglide und pjur, von denen ich auch teilweise hier auf meinem Blog berichtet habe. Aus Anwenderperspektive hatten sie mich auch überzeugt. Bodysafe waren sie aber wohl nicht. (Achtung, ich spreche hier nur von den wasserbasierten Gleitgelen. Was die Gleitgele auf Silikonbasis angeht, hat pjur einen sehr guten Ruf.) Offensichtlich scheint es auch gar nicht so einfach zu sein ein Produkt zu finden, das sinnvolle Inhaltsstoffe verwendet.
Wie bei Pharma, Beauty und Co. wird auch hier oft auf Geld und Marge geschaut statt auf den Kunden. Und wir müssen uns einen Weg durch den Dschungel falscher Medienbotschaften und Versprechungen kämpfen. Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte: Wer zu Reizungen im Intimbereich neigt, der sollte bei der Wahl seines Gleitgels ein bisschen mehr Recherche betreiben. Und eine angebrochene Flasche vielleicht doch gegen eine Alternative austauschen. Leider gibt es für die wenigsten Gleitgele Daten über die osmotische Konzentration, aber anhand der Inhaltsstoffe kann man zumindest grob abschätzen, ob das Gleitgel empfehlenswert ist oder nicht.
Fazit – Diese Produkte sind empfehlenswert…
In dem Paper von der WHO fragen sich die Autoren selbst, warum nicht mehr andere, gute Gleitgele auf dem Markt sind. Schließlich seien sie wohl auch nicht schwieriger zu produzieren. Tja, die Frage kann ich euch nicht wirklich beantworten und wir können nur hoffen, dass sich da in den nächsten Jahren noch etwas tut. Bis dahin müssen wir im Halbdunkeln tappen und auf die Inhaltsstoffe schauen und auf unser Hautgefühl achten. Zum Glück gibt es einige wenige Marken, die sich auf die Fahne geschrieben haben, bodysafes Gleitgel zu produzieren. Das ist ja schonmal gut. Die Kehrseite: Viele davon sind nur schwer hierzulande zu bekommen. (But why?!) Ein Hersteller guter, bodysafer Gleitgele ist Sliquid. Zwar habe ich nur die osmotische Konzentration von einem ihrer Produkte gefunden (Sliquid Organics Natural, siehe Abbildung), aber sie verzichten grundsätzlich auf Inhaltsstoffe, die die osmotische Konzentration in die Höhe treiben.
Sliquid products are… always free of DEA, gluten, glycerine, glycerol, parabens, PEG, propylene glycol, sorbitol & sulphates… and they’re 100% Vegan Friendly. More than that – every product we formulate, whether personal lubricant, intimate moisturizer or bath and body, will always use the highest quality ingredients, chosen based on the latest available research. That means Sliquid makes the cleanest, safest, simplest intimate products that you can find. Simple. Safe. Sexy. That’s Sliquid. Quelle: sliquid.com
Kein Glycerin, kein Propylen Glycol, keine Parabene. Sliquid wäre also schon einmal eine gute Wahl. Ich habe schon die Klassiker Sliquid H2O und Sliquid Sassy getestet, die Produkten mit Glycerin und Propylen Glycol in nichts nachstehen. Es flutscht! Ich frage mich wirklich, warum es so wenige Hersteller gibt, die diesen Weg gehen?! Die Organics Reihe von Sliquid habe ich noch nicht getestet. Nach Informationen auf ihrer Website ist der Hauptunterschied, dass es zusätzlich Aloe Vera als Bestandteil hat. Ich habe aber schon gelesen, dass das zu kleiner Klümpchenbildung führen kann. Persönliche Erfahrungen habe ich mit den Organics Produkten noch nicht.
Eine Alternative zu Sliquid und hierzulande erhältlich wären die Gleitgele von YES, die auf Aloe Vera basieren. (Wenn ihr natürlich empfindlich auf Aloe Vera reagiert, sind diese Produkte nichts für euch. Klar, oder?) Leider ist die Auswahl nicht allzu groß, aber es gibt ein normales, wasserbasiertes Gleitgel und eins für den Analbereich. Ich habe sie zwar noch nicht getestet, aber zumindest in puncto bodysafe scheinen sie gut zu sein, da auch ihr pH-Wert gut abgestimmt ist (siehe Diagramm).
Achtung. Beide Marken haben auch Gleitgele auf Pflanzenölbasis im Angebot. Das ist sicher auch mal eine interessante Alternative, aber bitte bedenkt, dass Öl Latex angreift (Kondome, Lecktücher etc.) und damit den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten (und die Verhütung) aufhebt.
Woher? Oder was sonst…
Wer gerne wasserbasiertes Gleitgel nutzen möchte und beim Thema „bodysafe“ auf der sicheren Seite sein will, sollte erstmal bei Produkten von Sliquid oder YES bleiben. Beide sind nicht so leicht zu bekommen, recht verlässliche Quellen habe ich euch aber verlinkt.
Als Alternaive dazu könnte man auch auf ein gutes Silikongleitgel zurückgreifen, die das Problem mit der Osmolarität nicht haben und von den meisten auch gut vertragen werden. Hier kann ich das pjur Woman Bodyglide empfehlen, aber auch Sliquid hat ein Produkt auf Silikonbasis (Sliquid Silver). Viel Gutes habe ich auch von Überlube gehört. Einfach mal durchtesten und schauen, was euer Favorit ist! Lasst auch gerne einen Kommentar über eure Erfahrungen da!
Vielen Dank an Lovehoney, die mir die Sliquid Produkte zur Verfügung gestellt haben.
Vielen lieben Dank für diesen sehr ausführlichen und auch sehr informativen Bericht.
Viele achten immer nur auf „schädliche“ Inhaltsstoffe bei den Toys, aber keiner hat jemals die Gleitgele in Frage gestellt…
Ich werde nun auch mal etwas genauer auf die Inhaltsstoffe achten und mich vorher informieren welches Gleitgel ich in Zukunft verwenden werde.
Nochmals, vielen lieben Dank für Deine Arbeit… 🙂
Liebe Grüße,
Maskenfreund
Ich war in der Tat auch sehr überrascht über die Erkenntnisse. Freut mich sehr, dass dir der Blogpost gefallen hat. Übrigens ist die beschriebene osmotische Konzentration besonders bedeutsam für die Vaginal- und auch Analschleimhaut. Da am Penis deutlich weniger Oberfläche durch Schleimhautzellen besetzt ist – die Haut ist etwas dicker – ist auch hier der Flüssigkeitsaustausch nicht so groß, weshalb Männer oft weniger mit Reizungen etc. am Penis zu kämpfen haben. Ich finde, bodysafe kann es trotzdem sein!
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende! Diana
Vielen Dank für diesen und die anderen Blogeinträge! Mein Freund und ich haben des öfteren echt Fehlgriffe was Gleitgel angeht. Besonders eben weil ich sehr empfindlich bin und sehr sensibel auf Inhaltsstoffe reagiere. Wir werden aufjedenfall mehr drauf achten (war echt überrascht was man alles beachten sollte) und die empfohlenen Gleitgele ausprobieren!!!