Sexforschung ist komplex. Und zwar nicht ein bisschen komplex, sondern mega krass hammer komplex. In meiner Doktorarbeit entwickle ich ein großes Modell mit ganz vielen Faktoren, die sich auf die sexuelle Zufriedenheit von Frauen auswirken. Und als ob das nicht schon groß genug wäre. Die Faktoren hängen natürlich auch noch alle miteinander zusammen. Buff. Das war es dann, mit „einfach und überschaubar“. Aber am Ende soll es dann irgendwann stehen, das Modell. Und uns endlich Einblick darin geben, an welchen zentralen Punkten wir wie ansetzen können, um die sexuelle Zufriedenheit zu verbessern. Dann kann ich mich zurecht Dr. Sex nennen 🙂

Eine grobe Idee über die Komplexität dieses Themas bekommt ihr in dem schönen Video von Dr. Lindsey Doe. Ich kann euch ihren Channel Sexplanations übrigens sehr ans Herz legen. Auf erfrischende Art und Weise bespricht sie verschiedene Sex-Themen, allerdings auf Englisch. Gerade im Vergleich zu den aktuell vorhandenen deutschen Aufklärungs-Kanälen auf Youtube macht es richtig Spaß, ihr zuzuschauen.

In dem hier verlinkten Video geht es darum, wie du dein eigener, kleiner Sextherapeut wirst und deine Probleme besser verstehen kannst. Sie stellt ein dreidimensionales Modell vor, mit dessen Hilfe man seine sexuelle Probleme/Schiwerigkeiten strukturieren kann. Wenn man diese grobe Struktur erst einmal aufgedeckt hat, kann man sich auf die Suche nach einer Lösung machen. Die drei verschiedenen Dimensionen sind: Dauer → Kontext → Häufigkeit.

Dauer

• primär – Das Problem war schon immer da, solange man sich erinnern kann.
• sekundär – Es gab eine Zeit, in der das Problem nicht bestand.

Kontext

• global – Das Problem taucht in jeder erdenklichen Situation auf.
• situationsbedingt – Das Problem taucht nur in bestimmten Situationen auf.

Häufigkeit

• total – Immer, wenn eine problematische Situation auftritt, kommt es auch zu dem Problem.
• partiell – Nicht in jeder problematischen Situation kommt es auch zu dem Problem, aber die Häufigkeit wird als störend empfunden.

Ein paar Beispiele

Wenn das Problem schon immer besteht, in jeder Situation auftaucht und zwar jedes mal, dann hat es wahrscheinlich eine biologische Ursache. Wenn es hingegen erst seit einer Weile auftaucht, nur in bestimmten Situationen und auch nicht jedes mal, ist eine psychologische Ursache wahrscheinlich. Klassische Beispiele dafür sind verschiedene Ängste. Was, wenn er mich nicht hübsch findet? Was, wenn das Kondom reißt? Was, wenn ich nicht gut genug bin? Auch im Raum stehende Probleme mit dem Partner (zu wenig gemeinsame Zeit, unterschiedliche Vorstellungen von Sex, unerfüllter Kinderwunsch usw.) können Ursache von Sex-Blockaden jeglicher Form sein. Selbst kulturelle Vorstellungen von Normen und Werten spielen eine Rolle. Ihr seht, wie vielschichtig das Thema ist!

Was bringt euch das jetzt?

Ein erster Ansatz zur Lösung der Probleme ist, sie erst einmal in ihrer Struktur und Ursache zu verstehen. Die grobe Strukturierung von Dauer, Kontext und Häufigkeit erlaubt euch, mögliche Ursachen aufzudecken. Ist es vielleicht etwas Biologisches/Körperliches und ein Arzt könnte dir weiterhelfen? Gibt es etwas, was du mit deinem Partner zusammen angehen musst? Was war der Auslöser für die Probleme? Schritt für Schritt könnt ihr so eurem Problem genauer auf die Spur kommen. Und vielleicht entdeckt ihr die richtige Stellschraube, die ihr drehen müsst, um wieder zurück auf den richtigen Weg zu finden.

Ich beschäftige mich derweil weiter mit diesem unfassbar komplexen Modell und arbeite an einer Methode, wie man genau diese Stellschrauben noch besser identifizieren kann! Natürlich freue ich mich, wenn du mich bei diesen großen Projekt begleitest und regelmäßig hier auf sintimate vorbeischaust. Das bedeutet spannende Informationen für dich, und mehr Motivation für mich! Klingt gut, oder?

Und jetzt viel Spaß mit den Sexplanations von Dr. Lindsey Doe.