Auch bei einer Allergie gegen Kondome gibt es heutzutage zum Glück eine wachsende Auswahl an Alternativen zur Naturkautschuk bzw. Latex. Hier erfahrt ihr, welche Symptome auf eine Kondomallergie hindeuten und warum latexfreie Kondome nicht nur für Allergiker spannend sind. Denn diese Dinger haben einige Besonderheiten, die für mehr Spaß im Bett sorgen können… Los geht’s! [Ihr wollt direkt zu den Empfehlungen? Dann hier entlang.]
Latexfreie Kondome – Die Vorteile
Dünner und authentischer. Ein interessanter und vielen gar nicht bewusster Vorteil von latexfreien Kondomen ist, dass sie zumeist sehr viel dünner sind als ihre Kollegen aus Latex, dabei aber genauso sicher! Dies ermöglicht ein intensiveres und natürliches Gefühl beim Geschlechtsverkehr, da die Kondome sich eng an die Konturen des Körpers anpassen. Latexfreie Kondome bestehen aus hochwertigen Materialien wie Polyurethan, Polyisopren oder AT-10, die sich den Bewegungen des Körpers anpassen und ein reibungsloses Erlebnis bieten – aber eben viel dünner gefertigt werden können. Da sie so super dünn sind und auch absolut geruchslos, sind sie auch optimal für Oralsex geeignet, da viel mehr Stimulation übertragen wird und auch feine Bewegungen von Zunge und Lippen eher durch kommen! Da das für den ein oder anderen von euch ein wichtiger Punkt für die Entscheidung sein könnte, mal eines der latexfreien Kondome auszuprobieren, habe ich die Dicke der Kondome – also die Wandstärke – in meiner ausführlichen Liste weiter unten zusätzlich zur klassichen Kondomgröße aufgeführt.
Öl als Gleitmittel. Ein weiterer Vorteil von latexfreien Kondomen ist, dass sie mit verschiedenen Arten von Gleitmitteln verwendet werden können – und zwar einschließlich ölbasierten Gleitmitteln. Damit steht eine ausgiebigen Massage mit Öl nichts mehr im Weg, auch wenn ihr mit Kondom verhütet. Die klassischen Latex-Kondome können durch Öle und fettige Substanzen beschädigt werden, wodurch sie reißen oder undicht werden können. Dies kann dazu führen, dass das Kondom seine Barrierefunktion verliert und das Risiko einer sexuell übertragbaren Infektion oder einer ungewollten Schwangerschaft erhöht. Mit latexfreien Kondomen hat man nun eine Alternative, wenn man auf den Ölspaß nicht verzichten möchte.
Für Allergiker geeignet. Das klassische Standardkondom ist aus Naturkautschuk – auch Latex genannt – gefertigt, was leider bei dem ein oder anderen zu allergischen Reaktionen führt. Eine Latexallergie kann zu unangenehmen Symptomen führen, die von Hautausschlag, Juckreiz und Schwellungen bis hin zu Atembeschwerden reichen. Es wird geschätzt, dass etwa 2% der Gesamtbevölkerung allergisch auf Latex reagieren, weshalb sie nicht auf herkömmliche Latex-Kondome zurückgreifen können. Allerdings ist das Risiko eine Latexallergie zu entwickeln bei Personen, die häufig mit Latex in Kontakt kommen, deutlich erhöht und liegt um die 10 bis 17% (z.B. bei Beschäftigte im medizinischen oder kosmetischen Bereich, oder Arbeitende in der Küche, wenn häufig Latexhandschuhe getragen werden; Quelle: Allergiezentrum Schweiz). Typische Kreuzreaktionen bei Latexallergie sind unter anderem Reaktionen auf Avocado, Banane und Kiwi (noch mehr Infos dazu findet ihr beim Deutschen Allergie- und Asthmabund)… wenn ihr also davon betroffen seid, könnte das einen Verdacht auf Latexallergie untermauern. Für Gewissheit muss aber ein Allergietest her!
Und dann wären da natürlich noch die Vorteile, die jedes Kondom mit sich bringt – egal ob aus Latex oder nicht: sichere, hormonfreie Verhütung, die bei Bedarf und spontan eingesetzt werden kann (aktuell geht der Trend zum Kondom!), gute Wahl bei wiederkehrenden Problemen mit der Scheidenflora und – natürlich nicht zu vergessen – Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Zum Glück gibt es inzwischen einige alternative Materialien zum Ausweichen und damit keinen Grund mehr, auf Kondome zu verzichten.
Die Sache mit der Größe…
Ihr wisst ja, dass die richtige Kondomgröße entscheidet – und zwar sowohl über den Spaß beim Sex als auch die Sicherheit des Kondoms. Für die klassischen Kondome aus Naturkautschuk bzw. Latex hatte ich ich dazu bereits einen ausführlichen Blogpost geschrieben und euch verschiedene Marken von Latexkondomen mit einem guten Größensystem vorgestellt, die auch noch bezahlbar sind oder ein wenig Abwechslung erlauben. Aber für latexfreie Kondome gab es sowas bislang nicht. Egal, wie tief ich ins Internet abgetaucht bin, ich habe keine gute Übersicht gefunden! Das möchte ich mit diesem Artikel ändern, damit auch die Allergiker*innen unter euch das passende Kondom finden können. Oder eben jene, die mal etwas neues ausprobieren wollen!
Leider hat man unter den latexfreien Kondomen weniger Auswahl und es gibt noch keine Marke, die mit einem umfangreichen Größensystem arbeitet. Daher muss man sich selbst ein bisschen durch die verschiedenen Modelle und Marken klicken, um alle Infos zusammenzusammeln. Damit ihr euch diese Arbeit sparen könnt, habe ich im folgenden eine ausführliche Liste mit den verschiedenen Modellen zusammengestellt, in der ihr auch die Kondombreite – und damit die Größe – findet. Da die Materialien für latexfreie Kondome allerdings recht unterschiedlich sind und ausschlaggebend dafür sein können, welches „Gummi“ man ausprobieren möchte, werde ich die Listen separat lassen und jeweils unter dem zugehörigen Matrial posten.
WICHTIG. Da sich latexfreie Materialien ein bisschen anders verhalten und weniger dehnbar sind als Latex selbst, kann es sein, dass eure Standard-Kondomgröße bei latexfreien Modellen nicht passt. Da das Material eine größere Festigkeit aufweist, fühlen sich latexfreie Kondome schnell zu eng an, wenn man nicht die perfekte Größe für sich kauft. Es ist einfach weniger Spiel drin, wenn es darum geht, die richtige Größe zu finden und daher umso wichtiger, dass das Kondom passt (die starke Dehnbarkeit von Latex ist wahrscheinlich ein Grund dafür, warum noch immer so viele die falsche Kondomgröße tragen…). Lasst euch von der Festigkeit nicht täuschen. Auch wenn die latexfreien Kondome weniger dehnbar sind, sind sie dafür viel viel dünner und wenn ihr die richtige Größe findet, können sie euch mehr Gefühl beim Sex geben. Wenn ihr zwischen zwei Größen schwankt, wählt auf jeden Fall eine Nummer größer.
Solltet ihr Allergiker sein und tatsächlich auch latexfreie Kondome angewiesen sein, aber unter den hier genannten Modellen absolut keine passende Größe finden, müsst müsst ihr wohl auf ein Femidom zurückgreifen, wenn ihr mit Barrieremethoden verhüten wollt. Die sind nämlich in der Regel auch aus latexfreien Materialien hergestellt.
Und nun wie versprochen… der Exkurs zum Material und die Listen mit den Modellen!
Latexfreie Kondome – Die Unterschiede im Material
Polyurethan. Kondome aus Polyurethan wurden erstmals in den 1990er Jahren eingeführt und bestehen aus einem synthetischen Polymermaterial, das durch die Reaktion von Isocyanaten und Polyolen gebildet wird. Aus Polyurethan können sehr, sehr dünne Kondome hergestellt werden – die natürlich trotzdem sicher sind! Kondome aus AT-10 sind zwar noch dünner, aber vom Material her eher ungewöhnlich. Diese hier aus Polyurethan sind vergleichsweise nah dran an Latexgummis, nur eben sehr sehr dünn und etwas weniger elastisch. Während das durchschnittliche Latex-Kondom ca. 0.07mm Wandstärke hat, hat selbst das durchschnittliche Polyurethan Kondom eine Wandstärke, die mit sehr dünnen Latex-Kondomen vergleichbar ist (Durex Gefühlsecht Ultra, 0.045mm). Wenn man aber etwas genauer sucht, findet man sogar super dünne Polyurethan Kondome (0.02mm oder sogar 0.01mm – und damit die dünnsten Kondome der Welt), die ein besonders natürliches Gefühl beim Sex versprechen. Sicher sind sie natürlich trotzdem. Marken, die Kondome aus Polyurethan herstellen, sind zum Beispiel Sagami, Okamato, Ceylor, Pasante, Protex, und Control, wobei die wichtigsten Modelle folgen…
- Okamoto Hydros 004 (54mm | 0.04mm)
- Sagami Original 0.02 (55mm | 0.02mm)
- Sagami Original 0.01 (55mm | 0.01mm)
- Sagami Original L-Size (58mm | 0.02mm)
- Ceylor non-latex ultra thin (58mm | 0.02mm)
Polyisopren. Kondome aus Polyisopren sind erst seit 2008 auf dem Markt – also noch verhältnismäßig neu. Es ist ein synthetisches Polymer, mit dem das natürliche Kautschukmaterial nachempfunden wird. Demenrsprechend sind Kondome aus Polyisopren vom Feeling her auch sehr nah am klassischen Latex-Kondom. Das spiegelt sich auch in der Wandstärke der Kondome aus Polyisopren wider, die meist recht ähnlich zu denen aus Latex ist, wenn auch etwas dünner. Wenn ihr mal auf ein latexfreies Kondom in der Drogerie stoßen solltet, dann wird es vermutlich aus Polyisopren sein. Sowohl die latexfreien Modelle von Durex als auch Skyn bzw. BillyBoy Skyn sind aus Polyisopren. Kommen wir zu den wichtigsten…
- Skyn Close Feel (51mm | 0.065mm)
- Skyn Original (53mm | 0.065mm)
- Skyn Elite (53mm | 0.05mm) – dünner
- Skyn Extra Lube (53mm | 0.065mm)
- Skyn Intense Feel (53mm | 0.065mm) – genoppt
- Skyn Unknown Pleasures (53mm | 0.065mm) – Mix
- Skyn Large (56mm | 0.065mm)
- Durex Natural Feeling (56mm | 0.068mm)
AT-10 bzw. Harz-AT. Über dieses Material findet man tatsächlich gar nicht so viele Infos. Aber ein bisschen was habe ich trotzdem herausgefunden. AT-10 ist ein Kunstharz, das für die Herstellung von Kondomen ultra-dünn – sogar dünner als die Modelle aus Polyurethan – zum Einsatz kommt. Allerdings sind die Kondome selbst nicht wirklich mit klassischen Kondomen vergleichbar, da sie kaum gummiartig sind, sondern eher mit einem zarten Tütchen vergleichbar sind, die beim Überziehen sogar leicht Knistern können. Also, sehr anders. Zugegeben, das klingt jetzt komisch, aber der Clou kommt nocht. Denn mit diesem Material können die absolut dünnsten Kondome geschaffen werden, die eine Wandstärke von nur 0.008mm haben. Zum Vergleich noch einmal: Ein normales Latexkondom hat meist um die 0.07mm Wandstärke und ist damit 10 mal dicker. Wer also auf ein aboslut realistisches Gefühl Wert legt, für den könnten diese Kondome eine interessante Wahl sein. Da sie jedoch sehr anders in der Handhabung sind, werden oft die oben aufgeführten Kondome aus Polyurethan – im Speziellen das Sagami Original 0.01 als die dünnsten Kondome genannt. Da diese Kondome gänzlich anders aussehen und sich anders anfühlen, sind sie auch nicht zum Super-Eng-Anliegen konzipiert, was man direkt an der Größe der verfügbaren Modelle erkennt (60mm+). Sie sitzen etwas weiter und benötigen zum Teil auch eine Abrollhilfe, um sie gut zu platzieren. Mit den Größen müsst ihr es also auf ein Experiment ankommen lassen. Kondome aus AT-10 gibt es von Loovara, Uniq, Kamyra und Pasante… die wichtigsten folgen.
Unter den AT-10 Kondomen gibt es einige Kuriositäten. Das Material erfordert einen etwas anderen Umgang mit dem Kondom. Die klassischen AT-10 Kondome werden mit einem Abrollband über den Penis gestülpt – so ähnlich wie bei den Wingman Kondomen, nur viel dezenter – und liegen dann wie ein ganz zartes Tütchen darüber. Der Hersteller Kamyra hat sich aber noch zwei weitere Varianten ausgedacht. Das Modell Kamyra Unique Free hat zum Beispiel eine Art Krempe an der Basis, sodass es der Penis an seiner Basis nicht eingeengt wird und das Kondom trotzdem sicher halten soll. Kamyra Unique Smart ist sogar ein Kondom, das man über den noch schlaffen Penis stülpt. Im Laufe des Liebesspiels kann dieser dann nach und nach hineinwachsen. So gibt’s keine Unterbrechung mehr. Wahre Abwechslung – wenn auch kurios! Probiert habe ich beide noch nicht, aber das schaue ich mir demnächst definitiv mal an! Wer spezifisch die AT-10 Kuriositäten testen will, für den gibt es auch ein entsprechendes Test Set von Kamyra.
- Loovara latexfrei (?? | ??)
- Uniq Classic 0.008 (60mm | 0.008mm)
- Kamyra Unique Pull (60mm | 0.015mm)
- Kamyra Unique Smart (60mm | 0.015mm)
- Kamyra Unique Free (60mm | 0.015mm)
- Kamyra Unique Free XXL (66mm | 0.015mm)
Gibt’s da auch Abwechslung?
Was auf die Größe zutrifft, trifft auch auf die Variabilität zu. Da es schon grundsätzlich nicht so viele latexfreie Kondome gibt, ist hier auch nicht so viel Abwechslung zu finden. Zumindest nicht die Abwechslung, die man von klassischen Latexkondomen kennt. In Sachen Farbe, Geschmack, Form, Noppen etc. ist man also nicht so verwöhnt. Lediglich unter den Polyisopren-Kondomen – also denen, die auch am ehesten dem Latex nachempfunden sind – gibt es ein bisschen Variation. Skyn Intense Feel hat zum Beispiel kleine Noppen und mit dem Skyn Unknown Pleasures Set (die Variante 5 Senses ist vergleichbar) bekommt ihr gleich 5 verschiedene Sorten (Intense Feel mit Wellenstruktur, Cocktail Club mit Passion Daiquiri-Duft, Elite 15 % dünner als das Original, Hot mit wärmendem Gel und Cool mit kühlendem Gel).
Ein kleiner Reminder. Auch wenn es nicht so viele Spielereien gibt, so bieten latexfreie Kondome doch eine sehr besondere Abwechslung. Denn sie sind etwas fester und gleichzeitig viel, viel dünner als Latexkondome und dadurch fühlen sie sich sehr anders an. Und das ist – denke ich – der bedeutendste Unterschied zwischen Kondomen. Farben, Geschmack und Co. kommen dagegen einfach nicht an. Und falls man sich an die Kondome aus AT-10 wagt, bekommt man ein noch ungewöhnlicheres, aber realistischeres Erlebnis. Die Anwendung ist zwar ungewohnt, aber DAS ist doch mal tatsächlich ein Unterschied, oder? Zumindest finde ich, dass ein knallrotes Kondom mit Erdbeergeschmack nicht so sehr zur Abwechslung beiträgt, wie ein tatsächlich anderes Gefühl.
Wer sich mal durch die verschiedenen Materialien durchtesten will und mit eine mittleren Kondomgröße klar kommt, dem kann ich die Mix-Sets empfehlen. Die Sets von Kondomotheke enthalten alle drei bis vier verschiedene latexfreie Kondom-Sorten, wobei immer alle der hier genannten Materialien in einem Set abgedeckt sind. Mir hat besonders der Mix 3A und Mix 4A gefallen. So kann man in Ruhe ausprobieren und mal ein bisschen Abwechslung genießen. Definitiv auch für Nicht-Allergiker einen Test wert! Preislich liegen sie bei ca. 1,60 Euro pro Kondom.
Und was sind eure Erfahrungen mit latexfreien Kondomen?
Hinterlasst gerne einen Kommentar, wenn ihr schon latexfreie Kondome ausprobiert habt. Ich bin gespannt. Vielleicht können wir zusammen dem ein oder anderen die Entscheidung für das Modell der Wahl erleichtern?
Abbildung: EtoileArk / shutterstock.com
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